Mittwoch, 7. November 2018

Weiß Moskau etwas? Welt rätselt, wozu Russland so viel Gold kauft

von aikos2309
Der Weltgoldrat WGC hat in seiner offiziellen Übersicht berichtet, dass Russlands Zentralbank im dritten Quartal rekordhohe 92,2 Tonnen Gold erworben hat, was die größte Menge für eine solche Periode ist. Damit stiegen die russischen Goldreserven auf mehr als 2000 Tonnen, was 17 Prozent der gesamten Reserven des Landes ausmacht.
Die Entwicklung ist logisch – sowohl aus der Sicht der aktuellen Trends als auch aus der Sicht der Abschwächung des Systems der Bretton-Woods- und Jamaika-Abkommen sowie anderer „Washingtoner Konsense“, die die globalen Finanzmärkte regeln.
Rekorde beim Goldankauf werden nicht nur durch Russland gebrochen.
Laut WGC kauften die Zentralbanken im dritten Quartal 2018 die größten Goldmengen der vergangenen vier Jahren. In den drei letzten Monaten wurden 148,4 Tonnen gekauft. Das sind 22 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (121,8 Tonnen) und der Spitzenwert seit 2015.
Russland kaufte zwar mehr Gold als andere, doch auch die Türkei, Kasachstan, Indien und Polen sind sehr aktiv. Ungarn berichtete gar von einem Anstieg seiner Goldreserven im letzten Quartal um das Zehnfache — von 3,1 auf 31,5 Tonnen (Gold statt Dollar: Russland befreit sich von US-Schulden).
Die aktuellen Trends sind verständlich – die Unberechenbarkeit der US-Wirtschaftspolitik ist offensichtlich. Die Länder und konservativen Finanziers sichern ihre Risiken ab – was könnte den stürmischen Boys aus Übersee denn noch so einfallen?
Die harte Protektionismus-Politik und die Reindustrialisierung unter Bedingungen einer nicht weniger offensichtlichen innenpolitischen Instabilität sind sehr gefährlich.
Zu einem Bürgerkrieg kommt es in den USA wohl nicht. Doch auch andere, nicht weniger unangenehme Trends aus Sicht der globalen Wirtschaft  – von einer neuen Finanzkrise mit dem Platzen der Börsenblasen bis zur Entwertung der wichtigsten globalen Währungen – sind nicht auszuschließen, besonders vor dem Hintergrund der schwierigen Beziehungen zwischen dem US-Präsidenten und der aktuellen Fed-Führung.
Es ist auch nicht erstaunlich, dass der Goldpreis vor diesem Hintergrund wächst. Nach einem „kompensierenden“ Rückgang im August auf 1178 Dollar je Feinunze stieg der Goldpreis am 29. Oktober auf 1230,8 Dollar. Trotz der unvermeidlichen Volatilität der Goldpreise in kurzen Abständen kann das bereits als neuer globaler Trend bezeichnet werden.
Vor dem Hintergrund des Tarif- und Sanktionskriegs ist die Aufstockung der Goldreserven naheliegend. Russland begann damit bereits 2014, nach der Verhängung der ersten Sanktionen der USA und der EU. Bereits zum Juli 2018 verkaufte die Zentralbank fast alle US-Staatsanleihen, wobei sie auf die niedrigste Menge seit elf Jahren reduziert wurden.
Nach Angaben des US-Finanzministeriums hatte Russland im März dieses Jahres US-Anleihen im Wert von 96 Mrd. Dollar. Im Sommer waren es nur noch 14,9 Mrd. – also  fast um das Zwölffache weniger als 2010. Dieses Vorgehen der russischen Zentralbank ist logisch und einfach zu erklären (Russland: Putin als kluger Goldkäufer - Finanzwelt erwartet große Erschütterungen - endgültig den US-Dollar los werden).
Die russischen Behörden könnte man wohl nur noch daran erinnern, dass es neben Gold auch andere „ewige Werte“ gibt,  wie es der Bau neuer Straßeninfrastruktur bzw. Investitionen in  geologische Erkundungen in Sibirien sind. Oder der Bau neuer Kapazitäten in der Petrochemie.
Es gibt wohl viele Bereiche für Investitionen in Russland. Es geht da nicht nur um Sanktionsdruck und Sanktionsrisiken. Unter den jetzigen Bedingungen sind Einlagen in die globale Reservewährung nicht mehr so zuverlässig wie früher.
Vor unseren Augen erfolgt die Demontage des letzten globalen Vorteils des US-Dollars als Reservewährung – „als ein sicherer ruhiger Hafen“. Dabei wird er nicht durch die „Feinde der USA“, sondern durch die politischen und Finanzeliten der USA demontiert.
  
Es sind zu viele politische und wirtschaftliche Risiken aufgetaucht. Die Einträglichkeit der US-Staatsanleihen ist allmählich nicht mehr vergleichbar mit den Risiken – der Gewinn ist zu gering, während die Risiken zu groß sind.Deswegen verhält sich die Zentralbank absolut richtig. Andere Fragen sollten nicht an die Zentralbank gerichtet werden,  sondern an die allgemeine Wirtschaftspolitik, die ausgewogener gestaltet werden sollte.
Natürlich sind keine übereilten Beschlüsse nötig. Doch der Trend nach dem Motto  „Wir wollen möglichst viel Öl verkaufen und für das verbliebene Geld Dollar kaufen und das irgendwo verstecken“ wirkt jetzt vulgär und archaisch.
Literatur:

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