Donnerstag, 13. Juni 2019

INF-Abrüstungsvertrag: Russlands offizielle Reaktion auf Vorwürfe der Nato


von Thomas Röper
Bei ihrer Pressekonferenz am Mittwoch hat die Sprecherin des russischen Außenministeriums zu einer Rede des Nato-Generalsekretärs Stoltenberg Stellung genommen. Stoltenberg hatte Russland aufgefordert, wieder zu Verhandlungen über den von USA gekündigten INF-Vertrag zurückzukehren.
Solche Reden sind als reine Propaganda für das westliche Publikum zu werten, denn es waren die USA, die den Vertrag gekündigt haben, und es war Russland, dass monatelang Verhandlungen gefordert hat, nur haben die westlichen Medien darüber nie berichtet. Und wer kein Russisch versteht, hat davon noch nie gehört, obwohl es in den russischen Medien ein Dauerthema ist. Ich habe daher die offizielle Reaktion Russlands auf Stoltenbergs Rede übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Wir weisen darauf hin, dass der Chef der NATO in einer öffentlichen Rede zum Thema INF-Vertrag Russland weiterhin eine „Verletzung“ des Vertrages vorwirft und die russische Seite auffordert, „politischen Willen zu zeigen und zur Einhaltung des Vertrags zurückzukehren, um ihn zu retten“. Es sieht so aus, als wenn wir solche Äußerungen bis zum 2. August noch öfter hören werden. Am 2. August treten die Vereinigten Staaten aus dem Vertrag aus, was ihn endgültig zerstören wird. Wir verstehen nicht, was Russland damit zu tun hat. Durch die Wiederholung von Vorwürfen gegen unser Land versuchen die NATO-Vertreter, wie wir es verstehen, Washington dabei zu helfen, die wahren Ursachen der Kündigung der INF-Vertrages zu verschleiern und die Aufmerksamkeit von den wahren Absichten der amerikanischen Seite abzulenken, indem sie diese Absichten mit solchen Kommentaren und Aussagen hinter einem Propaganda-Schleier verbirgt.
Am 4. Juni gab der Generalsekretär der Allianz, Jens Stoltenberg, eine weitere derartige Erklärung ab. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie daran erinnern, dass Russland alles getan hat, um den Vertrag zu retten. Wir haben Washington eine Reihe realistischer Maßnahmen auf der Grundlage gegenseitiger Transparenz angeboten, um die gegenseitigen Vorwürfe zu beseitigen, einschließlich der langjährigen russischen Bedenken, die offiziell an die Amerikaner weitergegeben wurden und über die wir immer wieder öffentlich gesprochen haben. Wie Sie wissen, wurden jedoch alle russischen Initiativen abgelehnt. Washington hat sich nicht nur geweigert, sich mit den Fragen der Einhaltung des INF-Vertrages zu befassen, sondern hat sich auch geweigert, an der Präsentation des russischen Raketensystems teilzunehmen, dass angeblich gegen den Vertrag verstößt. Alle, die sich für dieses Thema interessierten, hatten die Möglichkeit, an der entsprechenden Präsentation teilzunehmen. Dort waren Experten und Spezialisten, die bereit waren, auf alle Fragen zu antworten. Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass Washington seinen Verbündeten verboten hat, zu der Präsentation zu kommen.
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Wenn also der NATO-Generalsekretär tatsächlich für den Erhalt des INF-Vertrages ist, wäre es logisch, wenn er zunächst die amerikanische Seite aufrufen würde, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich mit der Krise um den Vertrag substanziell auseinanderzusetzen.
Ende der Übersetzung

Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Das Buch ist hochaktuell, denn dort werden unzählige Äußerungen Putins aus dem Jahr 2018 und früher zitiert, in denen er zu solchen Verhandlungen über Abrüstungsverträge aufgerufen hat.

Thomas Röper - www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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