255 Billionen: Welt schulden sind ein Pulverfassvon aikos2309 |
Banken senken die Zinsen, um die Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise zu stützen. Die Folge ist, dass Privathaushalte, Firmen, Geldhäuser und Staaten ihre Schuldenstände erneut auf Rekordwerte treiben. Das Pulverfass wird immer dicker: Mittlerweile sind es 255 Billionen Dollar.
Es geht momentan um 322 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Für Experten ein kritischer Wert, weil 40 Prozentpunkte mehr als beim Ausbruch der Weltfinanzkrise 2008. Seitdem ist der Schuldenberg zügig gewachsen: 2018 noch moderate 3,3 Billionen, 2019schon 10,8 Billionen Dollar.
Eine Hauptursache für die zunehmende Verschuldung ist die Politik der Zentralbanken zur Wiederbelebung der Wirtschaft. Niedrigzinsen machen Kredite erschwinglicher, regen die Binnennachfrage an, stimulieren Investitionen. Mehr leihen zu besseren Bedingungen – das scheint ein allgemeines Ziel geworden zu sein: Alle häufen Schulden an, Staaten und Unternehmen.
Über die Hälfte der Neuverschuldung – 60 Prozent – entfallen auf die USA und China. Auch Schwellenländer leisten ihren Beitrag: 3,4 Billionen Dollar mehr (auf 71 Billionen). Das Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt hat inzwischen 220 Prozent erreicht (2007 waren es 147 Prozent).
Das Washingtoner Institute of International Finance (IIF) warnt währenddessen, wegen der Pandemie sei das Risiko ausfallender Refinanzierungsmöglichkeiten gestiegen: viele Länder und Firmen werden neue Kredite zur Bedienung alter Schulden nicht aufnehmen können.
Bis Jahresende sind Schulden und Anleihen in Höhe von 20 Billionen Dollar zu bezahlen – 4,3 Billionen davon entfallen auf Schwellenländer. Wer die neuen Kredite bereitstellen soll, ist nicht ganz klar, denn der IWF und die Weltbank geben jetzt schon riesige Summen für pandemiebedingte Krisenprogramme aus.
Die Verschuldung der Vereinigten Staaten ist für die Weltwirtschaft besonders gefährlich: 327 Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder 77 Billionen Dollar. 24 Billionen davon sind Staatsanleihen. Bis 2028 werden die USA ein Fünftel ihres Haushalts allein für den Zinsendienst ausgeben müssen. Dabei beträgt das Haushaltsdefizit heute schon eine Billion Dollar (4,6 Prozent des BIP). Das Verschuldungstempo kommt nahezu jenem in Kriegs- und Rezessionszeiten gleich (Mr. Dax warnt vor wirtschaftlicher „Kernschmelze“ - ungedecktes Papiergeldsystem wankt).
Laut einer „Bloomberg“-Prognose treiben die Hilfsmaßnahmen für die krisenerschütterte Wirtschaft die Verschuldung in absehbarer Zeit auf 3,5 Billionen Dollar – 16 Prozent des BIP. Die Agentur Moody´s prognostiziert 15 Prozent.
Der IWF warnt, bei einer Wirtschaftskrise seien 40 Prozent der Unternehmensschulden in den Industrieländern von Zahlungsausfällen gefährdet. Die Investmentbank Goldman Sachs geht für die USA von einer schlimmeren Lage aus als beim Finanzcrash 2008.
Die niedrigen Ratings eines Großteils der Anleihen erschweren die Situation zusätzlich: Die Staatspapiere werden nur eine Stufe höher bewertet als Ramsch. Nach Angaben von Standard & Poor´s halten Investoren gegenwärtig solche Papiere im Wert von nahezu vier Billionen Dollar.
„Wir sitzen auf einer Bombe und wissen nicht, wann sie hochgeht“, sagt Kapitalmarktexperte Emre Tiftik vom IIF. „Auf uns rollt eine Pleitewelle zu – die zerstörerischste, die wir je hatten.“
Der Internationale Währungsfonds konstatiert unterdessen, die Pandemie habe die Weltwirtschaft lahmgelegt, und verkündet eine Rezession. Die Asiatische Entwicklungsbank beziffert die voraussichtlichen COVID-19-bedingten Wirtschaftsverluste auf annähernd vier Billionen Dollar.
Die Weltschulden nehmen derweil weiter zu. Nach Angaben des IIF ist die Ausgabe von Staatsanleihen allein im März auf rekordhafte 2,1 Billionen Dollar hochgeschnellt: Die Staaten beeilen sich, Kredite aufzunehmen, um die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern.
„Die G20 allein gibt über fünf Billionen Dollar in den Markt, um den Schaden durch Arbeitsplatz- und Einkommensverluste einzudämmen“, schreibt das IIF in einem Bericht (Crash wird bewusst herbeigeführt - »Das Schuldgeldsystem droht unter dem Coronavirus-Shutdown zu kollabieren« (Video)).
Experten schätzen, dass die Weltschulden schon im ersten Jahresquartal infolge der Niedrigzinsen und der instabilen Finanzlage auf über 257 Billionen Dollar gestiegen sind – hauptsächlich wegen des realwirtschaftlichen Sektors. Im Jahresergebnis erwarten Analysten eine Weltverschuldung von 342 Prozent der Weltwirtschaftsleistung („Das war erst der Anfang“ - Wirtschaftsexperte prognostiziert massiven Crash).
Die große Inflation: Kommt sie?
Die Ankündigungen der Regierungen, neue Schulden in gewaltigem Ausmaß machen und die Versicherungen der Zentralbanken, Schulden „ohne Limit“ aufkaufen zu wollen, muss die Frage wecken: Was bedeutet das für die Inflation? Dazu ist es sinnvoll, zunächst drei Gedanken voranzustellen. Erstens: Jede Geldmengenausweitung ist inflationär – in dem Sinne, dass sie die Güterpreise (ob nun die Preise für Konsumgüter oder Vermögensgüter) auf ein Niveau bringt, das höher ist als das, das sich ohne Geldmengenausweitung einstellt.
Zweitens: Preisinflation zeigt sich nicht nur in Konsumgüterpreissteigerungen, sondern auch in der Verteuerung von Vermögensgütern – wie Aktien, Anleihen, Häusern, Grundstücken, Kunstwerken etc. In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Geldmengenvermehrung der Zentralbanken nicht so sehr die Konsumgüterpreisinflation angeheizt, sondern vor allem die Inflation der Vermögenspreise. Und drittens: Preisinflation – also der Befund, dass alle Güterpreise im Zeitablauf ansteigen – ist letztlich immer und überall ein monetäres Phänomen. Man kann auch verkürzt sagen: Ohne Geld keine Preisinflation.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Entwicklung der Geldmenge (und ihre Verwendung durch die Geldhalter) entscheidend sein wird, wohin die Rettungspolitiken der Zentralbanken führen: ob zu Preisdeflation oder zu Preisinflation. Versuchen wir, eine Zukunftseinschätzung zu entwickeln (Dax und Dow auf Talfahrt: Crash an den Börsen setzt sich fort - Weltwirtschaftskrise droht, mit ihm die Knechtschaft).
(1) Die Ankündigung der Zentralbanken, dass Finanzsystem liquide und strauchelnde Schuld-ner mit neuem Geld über Wasser zu halten, wird vermutlich ihre Wirkung nicht verfehlen. Denn die Zentralbanken können den Bankenapparat jederzeit zahlungsfähig halten. Sie können ihn auch Rekapitalisieren. Und beides führt nicht notwendigerweise zu einer Geldflut in den Händen der Unternehmen und Konsumenten, die die Inflation der Lebenshaltungsgüter in die Höhe treibt (hierzu sehe man sich Fall 1 und 2 in der nachstehenden Box an).
(2) Die Preisinflation wird hingegen unweigerlich angetrieben, wenn die Zentralbanken neue Schulden der Staaten aufkaufen und die Käufe mit neuem Geld bezahlen (siehe hierzu Fall 3 in der nachstehenden Box). Denn die Staaten werden das Geld ausgeben – für Lohnzahlungen, Sozialtransfers, Nachfrageprogramme –, und es landet auf den Konten der Unternehmer und Konsumenten, die es zur Nachfrage nach Gütern einsetzen können (und sehr wahrscheinlich auch werden). Wenn die Wirtschaft sich im „Lockdown“ befindet, trifft eine steigende monetäre Nachfrage auf ein schrumpfendes Güterangebot. Steigende Güterpreise sind dann quasi unausweichlich.
(3) Könnte es nicht sein, dass die Banken ihr Kreditangebot einschränken? Dass sie fällige Kredite ihrer Kunden nicht erneuern? Das ist eine berechtigte Befürchtung. Allerdings haben die Zentralbanken dagegen schon vorgesorgt.
Zum einen treiben sie durch ihre Ankündigung, de facto alle Schulden aufzukaufen und strauchelnde Schuldner mit neuem Geld zu versorgen, die Preise von allen Arten von Krediten (Firmen-, Konsumenten- oder Hypothekarkrediten) in die Höhe. Der Abschreibungsbedarf bei den Banken und damit der Eigenkapitalverlust der Banken werden auf diese Weise tendenziell abgemildert (Helikoptergeld – nutzlos gegen die Krise).
Zum anderen bekommen die Banken mittlerweile bei den Zentralbanken Direktkredite zu de facto Nullzinsen. Im Euroraum können die Banken sich sogar mit Negativzinsen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) refinanzieren. Das gibt den Anreiz, ausstehende Kreditvolumina bei Fälligkeit zu erneuern.
Wenn die Staaten den Kreditnehmern Kreditgarantien geben, besteht ein zusätzlicher Anreiz für die Banken, die ausstehenden Kredite zu verlängern und neue zu vergeben – vor allem wenn sie sie zu attraktiven Konditionen refinanzieren können. Der Knappheitsfaktor bei all dem ist das Eigenkapital der Banken. Aber auch in dieser Sache gibt es Bestrebungen, die für Entspannung zu sorgen (Ökonom erwartet schlimmeren Finanzcrash als 2008 - Weltwirtschaft wird von einem Angebots-und Nachfrageschock heimgesucht).
Beispielsweise ist man in Europa dabei, die Kreditvergabe- und Eigenkapitalregeln zu lockern. So sollen Abschreibungen auf notleidende Kredite ausgesetzt und Kapitalanforderungen reduziert werden. Im Notfall werden die Staaten vermutlich auch nicht davor zurückschrecken, Banken zu rekapitalisieren beziehungsweise zu verstaatlichen, wenn es gilt, die Kredit- und Geldversorgung aufrechtzuerhalten.
Das hätte natürlich weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Konsequenzen, aber es könnte zumindest vorübergehend eine Systemzusammenbruch abwenden beziehungsweise ihn weiter hinauszögern.
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