Dienstag, 28. Januar 2020

Kontrastprogramm zur Tagesschau: Wie das russische Fernsehen über den Holocaust-Gedenktag berichtet


von Thomas Röper
Das russische Fernsehen hat am Sonntag in der Sendung „Nachrichten der Woche“ über den Holocaust-Gedenktag in Israel berichtet, der letzte Woche stattgefunden hat. Der russische Bericht unterscheidet sich sehr von dem, was in Deutschland berichtet wurde und zumindest beim Anti-Spiegel zu kontroversen Diskussionen im Forum geführt hat.
Ich habe über einen Bericht der Tagesschau über den Gedenktag berichtet. Der Bericht war ein neuer, unerwarteter Tiefpunkt der deutschen Journalistenschaft. Da der Artikel hier so heftig von den Lesern diskutiert wurde, habe ich den Bericht des russischen Fernsehens über die Veranstaltung übersetzt, um zu zeigen, wie anders in Russland über die Veranstaltung berichtet wurde.
Beginn der Übersetzung:
Am 22. und 23. Januar veranstaltete Israel ein großes internationales Forum anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz in Polen durch die Rote Armee. Der russische Präsident Wladimir Putin war in Jerusalem, um an den Gedenkveranstaltungen teilzunehmen.
In seiner Rede auf dem Forum mit dem Titel „Keep the Memory of the Holocaust, Fight Antisemitism“ erinnerte Putin an zwei Jubiläen: den 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und den 75. Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen und hielt eine in dieser Hinsicht wichtige Rede mit einer wichtigen Initiative.
„Das Vergessen der Vergangenheit, das Verschließen der Augen vor diesen Bedrohungen kann schreckliche Folgen haben. Wir müssen den Mut haben, das nicht nur direkt zu sagen, sondern auch alles zu tun, um die Welt davor zu schützen und zu verteidigen. Ein Beispiel können und sollten meiner Meinung nach die Gründerstaaten der Vereinten Nationen geben, die fünf Mächte, die eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Zivilisation haben. Ich haben mit einigen Kollegen gesprochen und soweit ich verstanden habe, haben sie die Idee positiv aufgenommen, ein Treffen der Staatsoberhäupter der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates abzuhalten: Russland, China, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien. Egal, in welchem Land man das tut. Russland ist zu einem ernsthaften Gespräch bereit. Wir senden diese Botschaft an die Führer der „großen Fünf“.“, betonte das russische Staatsoberhaupt.
Wie wichtig ein solches vorgeschlagenes Gipfeltreffens der Gründungsländer der Vereinten Nationen ist, bestätigte eine weitere Veranstaltung in Washington. Die Internationale Organisation der Nuklearwissenschaftler hat die Zeiger der sogenannten Doomsday-Uhr, das Symbol für den atomaren Untergang des Planeten, um weitere 20 Sekunden vorgestellt. Das heißt, laut dieser Uhr trennen uns nur noch 100 Sekunden von der atomaren Katastrophe.
Es ist klar, dass dies eine symbolische Zeitmessung ist, aber andererseits wurden die Zeiger in den letzten zwei Jahren nicht bewegt und sie standen auf zwei Minuten vor Mitternacht. Jetzt ist das Risiko einer nuklearen Apokalypse größer denn je. Nach dieser Uhr stand der Planet 1953 zwei Minuten vor der Katastrophe, nachdem die erste Wasserstoffbombe getestet wurde. 1991 wurden die Zeiger auf der Uhr um 17 Minuten zurückgestellt. Und jetzt sind es nur 100 Sekunden bis Mitternacht.
Auch der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon nahm an der Zeremonie teil und Redner wiesen auf die Gefahr des Wegfallens der internationalen Verträge zur Begrenzung und Kontrolle von Atomwaffen und die Verbreitung militärischer Nukleartechnologien hin. Es sind die Vereinigten Staaten, die die bestehenden Abkommen zerrissen haben und sich weigern, neue zu abzuschließen.
Aus Israel berichtet unser Korrespondent.
Obwohl fast vierzig Staats- und Regierungschefs nach Jerusalem gekommen sind, demonstrierte Israel immer wieder seine besondere Beziehung zum russischen Präsidenten. Sie sprachen über das, was die Länder gemeinsam haben: das gemeinsame Schicksal, die gemeinsame Trauer und die gemeinsame Erinnerung an die Geschichte. Deshalb wurde das russisch-jüdische Volkslied in zwei Sprachen gesungen, auf Russisch und Hebräisch.
Einen Steinwurf vom Regierungsviertel entfernt, im Herzen Jerusalems, enthüllten Putin und der israelische Ministerpräsident Netanjahu ein Denkmal für die Helden der Belagerung Leningrads.
872 Tage dauerte die Blockade. Leningrad war von deutschen und finnischen Truppen eingekesselt. Es herrschte schrecklicher Frost, bis zu 40 Grad unter Null, unaufhörliche Bombenangriffe und eine schreckliche Hungersnot. Kinder bekamen pro tag 125 Gramm Brot, ein Stück Brot, kaum größer, als eine Streichholzschachtel. 600.000 Leningrader starben.
„Die Nazis wollten die Stadt dem Erdboden gleichmachen. Sie beschossen die Stadt, ließen die Menschen verhungern und verschonten niemanden. Das Leid und das Grauen waren unerträglich“, sagte Benjamin Netanjahu.
„Kein Dokument, keine Geschichten und Tagebücher, keine Filme können vermitteln, was die Menschen damals wirklich ertragen haben. Für mich sind das keine leeren Worte, ich kenne das aus erster Hand, von den Geschichten meiner Eltern. Mein Vater verteidigte seine Heimatstadt an der Front und meine Mutter war mit einem Kind, das im Winter 1942 starb, in der belagerten Stadt. Das Kind wurde mit Hunderttausenden anderen auf dem Piskarevsky-Gedenkfriedhof in St. Petersburg begraben“, sagte Wladimir Putin.
Jedes Jahr legt Putin dort Blumen nieder, eine Kapsel mit Erde des Piskarevsky-Friedhofs ist in den Sockel des Denkmals in Jerusalem eingearbeitet, das „Die Kerze der Erinnerung“ genannt wurde.
Leningrad starb, aber es gab nicht auf. Die Bewohner der Stadt kämpften an der Front, standen an den Maschinen und produzierten Munition.
„Als ich mir kürzlich die Dokumente aus den Archiven kommen ließ, habe ich darin etwas entdeckt, was mich schockiert hat. Während der Jahre der Blockade haben die Leningrader 144 Tonnen Blut für die Front gespendet. Dabei hatten sie keinen Strom, keine Heizung und kein Essen, aber sie setzten ihre Arbeit in den Krankenhäusern fort, engagierten sich in Kunst, Wissenschaft und Bildung und haben sich geopfert, um die Stadt für zukünftige Generationen zu retten. Das unbesiegte Leningrad ist zu einer wahren Legende geworden und die Größe, die Willenskraft und der Glaube der Menschen an den Sieg, waren der Gipfel des Menschenmöglichen“, sagte Putin.
Überlebende der Blockade waren auch im Saal. Die Überlebenden, die immer noch in der Stadt leben, wurden eingeflogen und sie saßen neben jenen Leidensgenossen, die heute in Jerusalem leben.
„Das ist ein großes Ereignis für Israel. Wir brauchen die Freundschaft mit dem großen Russland. Wir sind aus Russland. Wir haben Russland geliebt und dafür gekämpft und es verteidigt. Und jetzt sind wir in die Heimat unserer Vorfahren gekommen“, sagte der Kriegsveteran Boris Kogan.
Und heute, nach 75 Jahren, sind die Stimmen der Überlebenden der Blockade voller Leben. Mehr als einmal während der Zeremonie hatten sie Tränen in den Augen.
„Das Denkmal ist sehr gut, es wird für Jahrhunderte bleiben. Man kann Denkmäler auf verschiedene Arten einweihen. Aber so, wie Sie es heute gemacht haben… Danke“, sagte Wladimir Putin. (Anm. d. Übers.: Putin hatte Tränen in den Augen und die Stimme hat ihm dabei versagt, das hat man bei ihm wohl noch nie öffentlich gesehen)
„Die Kerze der Erinnerung“ wird Tag und Nacht brennen. Im Inneren sind Sensoren, die, wenn sich Besucher nähern, eine Aufnahme des Leningrader Metronoms abspielen, das die Bürger vor Bombenangriffen gewarnt hat. Es ist fast 9 Meter hoch, Tonnen von Bronze wurden für das das Denkmal verbaut, das den zentralen Park in Jerusalem dominiert. Es enthält Symbole der Stadt und Israels und eine Inschrift in drei Sprachen: „Gedenke der Lebenden, der Gefallen und der Vermissten“
Israel hält es für zutiefst symbolisch, dass die Blockade Leningrads am 27. Januar 1944 gebrochen wurde und genau ein Jahr später die Rote Armee die Gefangenen des größten NS-Todeslagers Auschwitz befreit hat, wo mehr als eine Million Menschen getötet wurden, darunter 960.000 Juden. Das Befreiungsdatum von Auschwitz ist heute der Internationale Holocaust-Gedenktag.
Im Saal des Yad Vashem Gedenkkomplexes sitzen Vertreter von sechs europäischen Königshäusern, darunter der britische Prinz Charles, und Dutzende von Staats- und Regierungschefs. In seiner Rede auf dem Forum sprach Putin über dokumentarische Beweise der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee.
„Es ist sehr schwierig, ja unerträglich, diese militärischen Berichte und Dokumente zu lesen, in denen ausführliche Details darüber erzählt werden, wie das Lager organisiert war, wie die Maschinerie der kaltblütigen Vernichtung von Menschen funktionierte. Der Marschall der Roten Armee, Konev, der damals Kommandeur der Militäroperation zur Rückeroberung des dicht besiedelten schlesischen Industriegebiets in Deutschland war, nutzte eine Taktik zur maximal möglichen Rettung von Zivilisten und nachdem er einen Bericht über die Gräueltaten in Auschwitz erhalten hatte, weigerte er sich, dieses Lager auch nur zu sehen. Später schrieb er in seinen Memoiren: „Ich hatte nicht das Recht, meine geistige Stärke zu verlieren und zuzulassen, dass mich ein gerechtes Gefühl der Rache während militärischer Operationen blenden könnte, um kein zusätzliches Leid und Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung Deutschlands zu verursachen.““, sagte Putin.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier saß auch im Publikum. „Es war ein schrecklicher Krieg, der mehr als 50 Millionen Menschenleben forderte. Das hat mein Land angerichtet. Ich spreche zu Ihnen als Bundespräsident und spüre die enorme historische Last der Schuld. Gleichzeitig ist mein Herz voller Dankbarkeit, dass die Überlebenden des Holocaust uns die Hand der Freundschaft reichen. Dieser Geist der Versöhnung berührt mich zutiefst“, betonte der Politiker.
Das Holocaust-Gedenkforum ist ein Ereignis, das nicht ignoriert werden kann. Es doch zu tun, ist einfach peinlich für die Führung eines Landes, besonders für Europäer. Aber die Führer der baltischen Staaten kamen nicht, weil sie angesichts ihrer staatlichen Unterstützung für Nationalisten – Komplizen der Nazis – offenbar Peinlichkeiten fürchteten.
Der lettische Präsident verlängerte seinen Aufenthalt auf dem Wirtschaftsforum in Davos. Der litauische Staatschef tat dasselbe und sagte seinen Besuch in Jerusalem im letzten Moment ab. Die Präsidentin Estlands reiste so weit wie möglich weg, in die Antarktis. Der polnische Präsident weigerte sich trotzig, das Forum des Gedenkens an die Opfer des Holocaust zu besuchen. Dafür wurde in Warschau eine Sonderkommission eingesetzt, die beobachten sollte, was Putin sagen würde.
„Die Todesfabriken und Konzentrationslager wurden nicht nur von den Nazis bedient, sondern auch von ihren willigen Helfern in vielen europäischen Ländern. In den besetzten Gebieten der Sowjetunion, wo diese Banditen operierten, wurden die meisten Juden getötet. So starben etwa 1,4 Millionen Juden in der Ukraine. 220.000 Menschen wurden in Litauen getötet. Das sind, liebe Freunde, das sind 95 Prozent der jüdischen Vorkriegsbevölkerung dieses Landes.“, sagte Putin.
In diesen Tagen finden Kundgebungen in der Nähe der litauischen Botschaft in Tel Aviv statt. Die Israelis protestieren gegen ein Gesetz, das das litauische Volk von der Verantwortung für die Ermordung von Juden im Land während des Zweiten Weltkriegs entbindet.
„Sie erklären diese Entscheidung damit, dass Litauen zuerst von der Sowjetunion und dann von Deutschland besetzt waren, dass sie nichts tun konnten. Aber das stimmt nicht. In Litauen gab es etwa 22.000 Morde, aber weniger als tausend Deutsche. Die Litauer waren brutal. Selbst SS-Offiziere schrieben an Berlin, dass es für sie schwer sei, sich das anzuschauen. Das ging so weit, dass Opfer aus Osteuropa nach Litauern gebracht wurden“, sagte Arie Ben Ari Grodzyansky, Vorsitzender der Vereinigung der litauischen Juden Israels.
Männer und Frauen, alte Menschen und Kleinkinder, von 6 Millionen Juden, die im Holocaust getötet worden sind, sind die Namen von 4,8 Millionen in Yad Vashem bekannt. Die Informationen sind in schwarzen Ordnern archiviert. Auf den Regalen ist links noch Platz, denn Sie geben die Hoffnung nicht auf, auch noch bisher unbekannte Namen zu finden.
Im Museum der Erinnerung gibt es Auszüge aus den Nürnberger Prozessen. In den Todeslagern von Treblinka und Sobibor hatten die Deutschen keinen Mangel an lokalen Freiwilligen, es waren Litauer und Ukrainer.
Präsident Selensky kam schließlich doch nach Jerusalem, weigerte sich aber in letzter Minute, am Forum teilzunehmen, angeblich um Veteranen die Plätze zu überlassen. In Israel sahen viele Menschen das als Beleidigung an.
Wenn er auf dem Forum gewesen wäre, hätte er vielleicht viele unbequeme Fragen beantworten müssen: Warum gibt es in Kiew Fackelzüge zu Ehren ukrainischer Nationalisten, die Komplizen Hitlers waren, und warum werden nach Bandera und Schuchewitsch, die sich der Tötung tausender Menschen – Juden, Russen und Polen – schuldig gemacht haben, in der Ukraine Straßen und Plätze benannt?
„Sie berühren ein schmerzhaftes Thema. Vielleicht 12 Prozent Extremisten diktieren dem Land ihren Willen, ein großes Land wird eingeschüchtert. Als Ergebnis sind wir in einer Situation, in der die Geschichtsbücher umgeschrieben und die Denkmäler abgerissen werden“, sagte Vadim Rabinovitsch, Co-Vorsitzender der ukrainischen Oppositionspartei „Plattform für das Leben“.
„Wenn die Geschichte neu geschrieben wird, finden Versuche statt, Kollaborateure zu rehabilitieren, der Neofaschismus erhebt seinen Kopf. Menschen, die die Blockade erlebt haben, erinnern sich an die Tragödie, so wie sie wirklich war. Israel und Russland sind zwei Länder, die die Dinge offen beim Namen nennen“, sagte Alexander Boroda, Präsident der Föderation der Jüdischen Gemeinden Russlands.
Aber US-Vizepräsident Mike Pence äußerte sich selbst an einem solchen Tag nicht zu den sowjetischen Truppen und ihrer Rolle. Er hatte sich entschieden, nicht ins Detail zu gehen: „Als die Soldaten am 27. Januar 1945 die Tore von Auschwitz öffneten, fanden sie 7.000 halbnackte, gefolterte Gefangene. Wer hätte gedacht, dass Juden 75 Jahre nach dem Holocaust wieder Angst haben würden, mit jüdischen Symbolen durch die Straßen Europas zu gehen? Wer hätte gedacht, dass Synagogen wieder angegriffen und Friedhöfe geschändet werden?“, sagte Pence.
Putin rief alle Gründerstaaten der UNO auf, sich heute zu vereinen, wenn der Antisemitismus in der Welt zunimmt und einige Kräfte bewusst Rassismus und Chauvinismus fördern.
„Damals, 1945, setzte vor allem das sowjetische Volk den barbarischen Plänen ein Ende. Es hat, wie es gerade hier gesagt wurde, sein Vaterland verteidigt und Europa vom Nationalsozialismus befreit. Wir haben dafür einen so hohen Preis bezahlt, wie man ihn sich in den schlimmsten Träumen nicht vorstellen konnte: 27 Millionen Tote. Wir werden das nie vergessen.“, sagte das russische Staatsoberhaupt.
Auch Israel gedenkt dessen. Wie in Russland wird der Tag des Sieges hier am 9. Mai gefeiert, es ist ein Feiertag im Land. In Netanya gibt es ein Denkmal, das den Heldentaten der Soldaten der Roten Armee gewidmet ist und in Jerusalem gibt es jetzt die „Kerze der Erinnerung“, die Tag und Nacht brennen wird.
Ende der Übersetzung

Thomas Röper - www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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